Gesunde Führung: die Bundeswehr
Wie funktioniert Medizin bei der Bundeswehr?
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist ein autarker militärischer Organisationsbereich: Für ihre rund 250.000 zivilen und militärischen Beschäftigten unterhält die Bundeswehr ein eigenes Gesundheitssystem aus ambulanter und stationärer, ärztlicher, zahn- und veterinärärztlicher Versorgung. Rund 20.000 Menschen sind in diesem Bereich beschäftigt: als Notfallmediziner, Chirurginnen und Anästhesisten, Therapeuten, Kranken- und Gesundheitspflegerinnen, Tierärztinnen und -ärzte, Verwaltungskräfte und vieles mehr. Bei Unfällen oder im Krankheitsfall suchen Soldatinnen und Soldaten ihren Truppenarzt oder ihre Truppenärztin des zuständigen Sanitätsversorgungszentrums auf. Auch die arbeitsmedizinische Beratung und Versorgung wird hier geleistet: von fünfzig fest angestellten Arbeitsmedizinern und Arbeitsmedizinerinnen in Kooperation mit externen Dienstleistern. Die Ärztinnen und Ärzte der Bundeswehr tragen Uniform. Sie sind Medizinerinnen und Mediziner und Kameradinnen und Kameraden zugleich. In Auslandseinsätzen stehen sie gemeinsam mit den kämpfenden Soldatinnen und Soldaten an vorderster Front – und retten im günstigsten Fall deren Leben.
Was unterscheidet die militärische Arbeitsmedizin von der zivilen?
„Für uns gelten die gleichen Vorschriften“, erläutert Dr. Dirk Densow, seit rund zehn Jahren Leitender Arbeitsmediziner bei der Bundeswehr. „Insofern unterscheidet sich unsere Arbeit kaum und doch wieder eklatant von der zivilen Arbeitsmedizin. Es ist schon etwas anderes, ob ich ergonomische Fragen am Beispiel eines Bürostuhls untersuche oder an der Wanne eines Panzerfahrzeugs.“ Auch die Bewertung der umweltmedizinischen Lage in den unterschiedlichen Einsatzgebieten fordere Arbeitsmediziner und Arbeitsmedizinerinnen in besonderer Weise: „Da muss man das gesamte Setting – Temperaturbedingungen, Infektionsgeschehen, Belastungen und Risiken –beurteilen“, erklärt der gebürtige Koblenzer „Dazu benötigt man sehr viel Wissen, viel Empathie für die Kameradinnen und Kameraden und Kreativität, etwa, um entsprechende Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Es ist ein höchst verantwortungsvoller Job, da es immer auch um Leben oder Tod gehen kann. Das ist deutlich umfänglicher als einen Durchschnittsarbeitsplatz zu beurteilen.“
Was zeichnet die Arbeit bei der Bundeswehr aus?
„Das riesige Spektrum der beruflichen Tätigkeiten“, erläutert Dr. Dirk Densow. „Wir sind einer der größten Arbeitgeber Deutschlands: die Bundeswehr ist Sicherheitsunternehmen, Gesundheitsdienstleister und Logistikunternehmen in einem.“ Das sei nicht wie in einer arbeitsmedizinischen Praxis, in der man sein ganzes Leben lang Betriebsangehörige betreue. „Bei uns ist wirklich dauernd alles anders und herausfordernd. Nichts erstarrt in Routine.“ Dr. Dirk Densow versteht seine Tätigkeit als Teil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements – und umgekehrt. „Mein Team und ich wollen die Zahl der lebenswerten Jahre unserer Kameradinnen und Kameraden mehren. Wir wollen, dass sie ihren Teil der Verantwortung für ihre Gesundheit, den sie selbst übernehmen müssen, mit Herz und Verstand wahrnehmen – bei allem anderen helfen wir ihnen, gut durch die Firnisse des Lebens zu kommen. Gesunde Führung ist mir ein Herzensanliegen!“
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Betriebsbegehung im Taucherausbildungszentrum
Andreas Schalt, Hauptfeldwebel und Arbeitsmediziner der Bundeswehr und sein Kollege Oberfeldarzt Florian Engert begleiteten die Teilnehmenden des Nachwuchssymposiums in München in das Taucherausbildungszentrum der Bundeswehr in Percha am Starnberger See. Dort erfuhren sie wie eine arbeitsmedizinische Betreuung für Menschen, deren Berufsalltag größtenteils unter Wasser stattfindet, aussieht. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erfuhren auch Interessantes über die Technik (Taucherlager, Tauchgeräte) und der Tauchmedizin (Taucherdruckkammer).
Vielen Dank an den Sanitätsdienst der Bundeswehr, der den Teilnehmenden unseres Nachwuchssymposiums im Rahmen der Jahrestagung der DGAUM diesen spannenden Blick in die Unterwasser-Praxis-Welt der Arbeitsmedizin ermöglichte und uns zu dieser zweistündigen Exkursion inklusive Besuch auf der Taucherinsel einlud. Und ebenfalls ein großes Dankeschön an Andreas Schalt, Florian Engert und ihre Kollegen im Tauchausbildungszentrum für ihre Zeit, die spannenden Informationen und die umfassende Beantwortung der vielen Fragen.
Frederik Pascal Genreith absolvierte seine Famulatur im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr
Warum die Bundeswehr? „Als ich die Stipendienzusage hatte, fragte ich mich, wo Betriebsmedizin spannend ist“, sagt Frederik Pascal Genreith. „Eine eher kleinere Praxis mit den immer gleichen Vorsorgen wäre mir zu langweilig geworden. Dann bin ich darauf gekommen, dass die Bundeswehr auch einen Betriebsmedizinischen Dienst für die Soldaten braucht und dass dort weit mehr an arbeitsmedizinischen Gefährdungspotenzial vorliegt.