14.10.2022

Stipendiat Frederik Pascal Genreith

Absolvierte seine Famulatur im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr

Frederik Pascal Genreith studiert im vierten Jahr Medizin in Göttingen. Seine Famulatur absolvierte er bei der Bundeswehr. Genauer: innerhalb des Sanitätsunterstützungszentrums Munster, auf dem Gelände der Scharnhorst-Kaserne in Hannover. Wie das kam? „Wir hatten im 5. Semester schon einen Anteil der Arbeitsmedizin im Studium“, erzählt der 27-Jährige. „Die Dozentin hat uns neugierig auf das Tätigkeitsfeld gemacht. Da ich die ganze Breite meiner ärztlichen Möglichkeiten kennen lernen möchte, dachte ich: Mache ich doch meine Famulatur in der Arbeitsmedizin!“ Die Dozentin hatte auch für das Stipendienprogramm des Aktionsbündnisses Arbeitsmedizin geworben. Ein zusätzlicher Anreiz, der Frederik Pascal Genreith in seiner Entscheidung stärkte.

Aber warum Bundeswehr? „Als ich die Stipendienzusage hatte, fragte ich mich, wo Betriebsmedizin spannend ist“, sagt Frederik Pascal Genreith. „Eine eher kleinere Praxis mit den immer gleichen Vorsorgen wäre mir zu langweilig geworden. Dann bin ich darauf gekommen, dass die Bundeswehr auch einen Betriebsmedizinischen Dienst für die Soldaten braucht und dass dort weit mehr an arbeitsmedizinischen Gefährdungspotenzial vorliegt. Ich habe dann Kontakt aufgenommen und letztendlich eine Zusage bekommen für einen Monat in Hannover!“

Was folgte waren vier intensive, spannende, auch berührende Wochen in der Arzt Gruppe Betriebsmedizin Hannover. Frederik Pascal Genreiths Team bestand aus einem leitenden Arzt, zwei Assistenzärzten, zwei arbeitsmedizinischen Assistentinnen sowie einer Auszubildenden zur medizinischen Fachangestellten. Es betreute vorwiegend Soldatinnen, Soldaten und Angestellte der Luftwaffe: Luftfahrzeugmechaniker, Ladungsmeister und Lackierer, Bordschützen und Piloten, aber auch die fünfzig Musikerinnen und Musiker des Heeresmusikcorps Hannover. Deren Orchesterproben finden auch in der Scharnhorst-Kaserne statt.

Die Ärztinnen und Ärzte der Bundeswehr tragen Uniform. Sie sind Medizinerinnen und Mediziner und Kameradinnen und Kameraden zugleich. In Auslandseinsätzen stehen sie gemeinsam mit den kämpfenden Soldatinnen und Soldaten an vorderster Front – und retten im günstigsten Fall deren Leben.

Dieses besondere Zusammengehörigkeitsgefühl wurde auch Frederik Pascal Genreith in seiner Famulatur zuteil. „Es war ein wirklich tolles Arbeitsverhältnis und Betriebsklima“, schwärmt er. „Bereits am zweiten Tag war ich in den ärztlichen Dienst integriert. Ich war richtig traurig, als ich gehen musste.“

Eine medizinische Welt für sich

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist ein autarker militärischer Organisationsbereich: Für ihre insgesamt rund 264.000 zivilen und militärischen Beschäftigten unterhält die Bundeswehr ein eigenes Gesundheitssystem aus ambulanter und stationärer, human-, zahn- und veterinärärztlicher Versorgung. Rund 20.000 Menschen sind dort beschäftigt: Sie arbeiten als Notfallmediziner, Chirurginnen und Anästhesisten, Therapeuten, Kranken- und Gesundheitspflegerinnen, als Tierärztinnen und -ärzte, Verwaltungskräfte und vieles mehr. Bei Unfällen oder im Krankheitsfall suchen Soldatinnen und Soldaten ihren Truppenarzt oder ihre Truppenärztin des zuständigen Sanitätsversorgungszentrums auf. Davon gibt es bundesweit 128. Auch die arbeitsmedizinische Versorgung wird in diesen Versorgungszentren geleistet.

Frederik Pascal Genreiths Dienst begann täglich morgens um sieben. „Da haben wir in aller Ruhe eine Morgenbesprechung gehalten, ein wenig über den letzten Arbeitstag und anstehende Termine gesprochen. Vormittags war auch die Zeit, in der die Probanden zum Termin kamen, die dann beraten und untersucht wurden.“ Nachmittags wurden Laborbefunde ausgewertet, Gutachten und Empfehlungen für die Dienstvorgesetzten geschrieben.

Auch Arbeitssicherheitsbegehungen und Arbeitsschutzausschüße gehörten zu seinem Aufgabenfeld. Einen Tag lang begutachtete sein Team Teile des Fliegerhorsts des Lufttransportgeschwaders 62 in Wunstorf. Deren Arbeitsgerät ist der Airbus A400M, ein viermotoriger Schulterdecker mit befahrbarer Rampe zum Transport von Menschen und Material. In seinem Bauch finden wahlweise über hundert Soldatinnen und Soldaten, sechs Geländewagen oder ein mittlerer Transporthubschrauber Platz.

„Wir sind in die Riesen-Hallen gegangen, in denen die Flugzeuge gewartet werden und haben geschaut, ob die Menschen bei Ihrer Arbeit irgendwo gefährdet sind“, erzählt Frederik Pascal Genreith. Das Flugzeug müsse sicher fliegen, die Menschen sicher und gesund arbeiten können. Hier unterscheide sich der Arbeitsschutz im militärischen Bereich nicht wesentlich vom zivilen: „Piloten erhalten Bildschirmarbeitsplatzvorsorgen, Flugzeug-Lackierer werden vor Gefahrstoffen geschützt und erhalten umfassendste Biomonitorings, um das Schutzniveau zu kontrollieren.“ Manche Vorsorgen seien für Soldatinnen und Soldaten spezifisch: Die erhalten immer eine Lärmvorsorge: „Jeder Schuss ist lauter, als der in der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge festgelegte Grenzwert.“

Mehr als nur Medizin

Das Faszinierende an der Arbeitsmedizin ist für Frederik Pascal Genreith der Einblick in eine andere Welt. „Ich studiere leidenschaftlich gern Medizin, bin aber auch sehr Technik interessiert. Ich blicke gern über den Tellerrand hinaus“, sagt der gebürtige Rheinländer. „Beim Sanitätsdienst der Bundeswehr konnte ich so viel Neues lernen! Das wäre in einer zivilen Klinik oder Praxis so nie möglich gewesen.“ Was ihn zusätzlich begeistert: „Der präventive Ansatz! Mein Wunsch wäre, dass alle Menschen von der Arbeitsmedizin profitieren könnten, nicht nur die Beschäftigten. Dann blieben alle länger gesund.“

Noch weiß Frederik Pascal Genreith nicht, wohin ihn die Reise führt. „Jetzt nach der Famulatur ist Arbeitsmedizin definitiv eine Option für mich!“

„Mein Wunsch wäre, dass alle Menschen von der Arbeitsmedizin profitieren könnten“, sagt Frederik Pascal Genreith (27). Im September 2022 absolvierte er seine Famulatur bei der Bundeswehr. „Die Arbeitsmedizin verhindert Krankheiten und hält Menschen gesund. Davon sollten alle profitieren, nicht nur die Beschäftigten.“
(Foto: © University of Szeged / Ungarn )