„Ich habe den perfekten Job“

Familie und Beruf unter einem Hut und glücklich in beiden Welten: Dr. Eva Brantzen (39) arbeitet als Fachärztin für Arbeitsmedizin am Institut für Lehrergesundheit unter dem Dach des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der Universitätsmedizin Mainz.

Dass Eva Brantzen Ärztin wird, war aus ihrer Sicht unausweichlich: „Ich bin genetisch vorbelastet: Meine Großeltern waren Ärzte, meine Eltern führten gemeinsam eine Hausarztpraxis. Das Thema war bei uns immer präsent. Schon als kleines Mädchen wollte ich wissen, worüber da gesprochen wird.“

Dabei erlebte sie allerdings auch, dass die Arbeitstage ihrer Eltern sehr lang waren. „Sie nahmen die Sorgen und gesundheitlichen Beschwerden ihrer Patientinnen und Patienten mit nach Hause und diskutierten sie bis spät abends.“ Was Eva Brantzen zunächst davon abhielt, ebenfalls Ärztin werden zu wollen. Sie nahm zunächst ein Lehramts-Studium auf. „Ich wollte einfach einen Beruf ausüben, der es ermöglicht, auch eine Familie zu gründen“, sagt die 39-Jährige. Nach einem Semester Mathematik und Katholischer Religion aber war der Wunsch, Ärztin zu werden, doch zu groß. Also startete sie 2005 mit dem Medizinstudium, das sie 2011 mit der Approbation und Promotion beendete.

Während der Assistenzzeit wird der erste Sohn geboren

2012 kommt ihr erster Sohn zur Welt. Zu der Zeit arbeitet Eva Brantzen als Assistenzärztin auf der Inneren Station einer Rüsselsheimer Klinik. „Ich habe versucht, Teilzeit zu arbeiten“, erinnert sie sich. „Aus den vereinbarten 50 Prozent Arbeitszeit wurden aber regelmäßig 75. Stationsdienst und Teilzeit sind schwer zu vereinbaren.“ Ihr Wechsel in den die Notaufnahme machte die Sache nicht leichter: „Schichtdienst ist mit Kindern auf Dauer nicht kompatibel“, erzählt sie. „Wenn ich abends zum Dienst aufbrach, fragte mich mein Sohn: ‚Mama, es ist doch jetzt Abend, warum gehst Du denn jetzt zur Arbeit?‘ Das ist dann schon nicht so leicht. Man steht immer zwischen den Welten.“

Als dann ihre beiden anderen Söhnen 2015 und 2017 geboren werden, war an eine Tätigkeit in der Klinik nicht mehr zu denken. „Über Empfehlungen wurde ich auf die Arbeitsmedizin aufmerksam“, erzählt Eva Brantzen. Das Versprechen: geregelte Arbeitszeiten, vielfältige Aufgaben, sinnstiftende Tätigkeit. 2018 absolviert sie mehrere Hospitationen in überbetrieblichen Diensten und Firmen, im gleichen Jahr beginnt sie als Weiterbildungsassistentin beim Institut für Lehrergesundheit. Das Institut ist für die arbeitsmedizinische Betreuung von 45.000 Lehr- und pädagogischen Fachkräften in Rheinland-Pfalz zuständig ist.
Hier schließt sich der Kreis: In ihrer neuen Tätigkeit kann Eva Brantzen nicht nur Familie und Beruf gerecht werden, sondern auch ihr Interesse für Schule, Lehre und Medizin verwirklichen.

Eva Brantzen ist ehemalige Stipendiatin des Aktionsbündnisses

Mit Aufnahme ihrer Tätigkeit am Institut 2018 konnte Eva Brantzen in zwei aufeinander folgenden Jahren das Jahres-Stipendium des Aktionsbündnisses in Höhe von 300 Euro monatlich für Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. „Dadurch konnte ich 32 Stunden arbeiten und meine Weiterbildung vorantreiben“, erzählt sie. Die präventive Ausrichtung des Fachgebietes macht ihr besonders viel Freude: „Auf der Inneren hatte ich oft das Gefühl: Ich komme zu spät!“, sagt sie. „Natürlich rettet man in der Klinik Leben, etwa Menschen mit einem Herzinfarkt. Aber man kann den Schaden nicht verhindern. In der Arbeitsmedizin schon.“

Curriculum Vitae

Studium und Ausbildung. *1985 in Trier, aufgewachsen in Mainz. 2005-2011 Studium der Medizin. 2012-2018 Weiterbildungsassistentin in der Gastrologie am GPR Klinikum in Rüsselsheim, von 2018 bis 2024 Weiterbildungszeit im Fach Arbeitsmedizinerin am Institut für Lehrergesundheit. Die Weiterbildungszeit mehrfach unterbrochen durch Mutterschutz und Elternzeit. Mutter von drei Söhnen und einer Tochter: 12, 9, 7 und 2 Jahre alt. Abschluss: 2024 als Fachärztin für Arbeitsmedizin. Lesen Sie mehr über ihren Weg in die Arbeitsmedizin.

Engagement für das Aktionsbündnis:
Dr. Eva Brantzen, eine Stipendiatin der ersten Stunde, engagiert sich seither im Aktionsbündnis für den Arbeitsmedizin-Nachwuchs. Sie leitet seit 2020 das Mentoring-Programm.